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"Ausbau A8 in ungewisse Zukunft verschoben" - ein Interview mit Toni Hofreiter

Im neuen Investitionsrahmenplan gibt es drei Kategorien: „ Laufende Vorhaben“, „Prioritäre Vorhaben“ und„Weitere wichtige Vorhaben“. Die dritte Kategorie soll beschwichtigen. Das Bundesverkehrsministerium hat sie angesichts knapper Finanzmittel extra neu erfunden, damit das Geschrei über in die Ferne rückende Baubeginne nicht so groß wird. Für Bauprojekte in dieser Kategorie gibt es noch keine Finanzierung, und sie können frühestens nach 2015 in Angriff genommen werden. Dazu gehört der Ausbau der A8. Der ORF hat also insofern Recht, dass der Ausbau in eine ungewisse Zukunft verschoben wurde.

Eine Reihe von Brücken ist jetzt schon stark sanierungsbedürftig. Was wird da passieren?

Generell ist der Zustand der 39.000 Brücken auf unseren Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland sehr schlecht. 300 Brücken sind heute schon schlichtweg baufällig. Die Talbrücke Bergen, die gegenwärtig für 40 Mio. EUR neu gebaut wird, ist noch nicht mal typisch dafür, weil sie wirklich sehr alt ist. Durch die Brücken, die in den 60er und 70er Jahren gebaut wurden, rollt eine Sanierungswelle auf uns zu, die uns Milliarden kostet. Auch auf der A8 muss man an vielen Stellen unverzüglich sanieren. Die Autobahndirektion hatte gehofft, die Sanierung und den Ausbau in einem Aufwasch machen zu können - diese Rechnung ist nicht aufgegangen.

Wird denn für die von den Gemeinden geforderten Galerien und Einhausungen überhaupt Geld da sein?

Die Autobahndirektion muss sich an die Vorschriften halten, sowohl was den Lärmschutz als auch die Wirtschaftlichkeit angeht. „Optimaler Lärmschutz“ heißt, so billig wie möglich und so wirksam wie nötig. Geld für Lärmschutz ist eingeplant, aber nur in begrenztem Umfang. Wenn eine ausgebaute Autobahn unter Verkehr geht, sind die Leute oft entsetzt, wie laut der Verkehr trotz Einhaltung der Lärmgrenzwerte immer noch ist. Kürzlich hatte ich den Fall, dass Anwohner, die eine Galerie bekommen hatten, nachträglich eine Einhausung forderten.

Wäre es bei der voraussichtlich anhaltenden Finanzknappheit nicht realistischer, eine Umplanung mit zwei Fahrspuren plus Standstreifen je Richtung (4+2) anzustoßen?

Ja, das wäre gut. Eine Umplanung auf den günstigeren 4+2-Ausbau kann jederzeit veranlasst werden. Das muss aber von der Politik angeordnet werden. Jedes Jahr, um das sich der Ausbau verzögert, steigert die Chancen für den 4+2-Ausbau, denn Probleme wie die Staatsverschuldung und der Klimawandel werden sich als vordringlich erweisen, nicht die Verbreiterung der Autobahn. Der 4+2-Ausbau wäre auch für den Lärmschutz besser, denn bei der Planung der Lärmschutzmaßnahmen gehen die Vorschriften davon aus, dass niemand schneller als 130 km/h fährt. Aber gerade auf einer dreispurigen Autobahn wird auf der am schwierigsten abzuschirmenden linken Spur gerast. Das kann man auf der neuen 6+2 ausgebauten A8 bei Augsburg sehen und zum Leidwesen der Anwohner auch hören.

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