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"Gegen Autobahnausbau 6plus2"

Rohrdorf  – „Wir sind sehr wohl für einen Ausbau der Autobahn, der allerdings dem tatsächlichen Verkehrsbedarf entsprechen muss“, unterstrich Marlies Neuhierl-Huber zu Beginn der Veranstaltung. Ausreichend dafür seien vier Fahrspuren und zwei Standstreifen, dazu die Einführung eines Tempolimits und Lärmschutz nach WHO-Richtlinien.

Die aus den 90er-Jahren stammenden Prognosen für die Verkehrszunahme, die auf einen sechsspurigen Ausbau hinzielten, nannte Verkehrsexperte Dr. Hunger „deutlich überzogen“: Sinkende Bevölkerungszahlen, die Überalterung der Gesellschaft und ein geringeres durchschnittliches Haushaltseinkommen seien Gründe, weshalb die Zunahme des Verkehrs seiner Meinung nach stagnieren werde. Auch bei einer Zunahme des Verkehrsaufkommens um durchschnittlich fünf Prozent seien vier Fahrbahnen ausreichend, dazu teilweise eine dritte Spur an Steigungsstrecken und für Spitzenzeiten an Wochenenden oder in den Ferienzeiten eine zeitweise Standstreifenfreigabe.

Zur Lärmproblematik verdeutlichte Hunger, dass zahlreiche Wohngebiete faktisch als Dorf- oder Mischgebiete eingeteilt seien, was eine Erhöhung des zulässigen Lärms um fünf Dezibel nach sich ziehe. Deswegen sollten die Kommunen zum Schutz der Bürger auf eine Änderung der Gebietseinteilung achten.

Zudem basierten die Berechnungen zum Lärmaufkommen an der A8 auf einer zulässigen Geschwindigkeit von 120 km/h. Wird der Standstreifen gebaut, falle die Tempobeschränkung weg und die dann höhere Geschwindigkeit produziere auch mehr Lärm.

Der Experte warnte zudem vor einem massiven Flächenverbrauch: Die jetzige Autobahn orientiere sich an der Landschaft und der Autofahrer müsse sich wie in der Straßenverkehrsordnung gefordert auf die vorliegenden Gegebenheiten einstellen.

Bei einem Ausbau mit sechs Fahrbahnen machten dagegen neue Richtlinien wesentliche Änderungen bei Steigungen und Kurvenradien sowie breitere Mittelstreifen erforderlich, weshalb erheblich mehr Fläche als nur allein eine weitere Fahrspurbreite verbraucht werde. Bei einer derart ausgebauten Autobahn sei eine wesentlich höhere Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer die logische Konsequenz, was wiederum mehr Lärm produziere. Deutlich sprach sich Hunger auch gegen eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) für das Vorhaben aus, da hier das wirtschaftliche Interesse der Investoren im Vordergrund stehe.

Zur anstehenden Neubewertung der A8 für den Bundesverkehrswegeplan kritisierte er das Verfahren, bei dem eine riesige und nicht realisierbare Wunschliste aus den Ländern gemeldet, die Bestandserhaltung allerdings vernachlässigt werde.

Präsenz zeigen
Jetzt sei es wichtig, Präsenz zu zeigen und die Bevölkerung für dieses Thema und den Wert der Heimat zu sensibilisieren, betonten die Vorsitzenden der Bürgerinitiative, Marlies Neuhierl-Huber und Josef Fortner. Stark machen will sich die BI insbesondere für Lärmschutzmaßnahmen, denn bei einem Ausbau 4 plus 2 bestehe durch den Unterschied zwischen Neubau und Sanierung die Gefahr, hierbei schlechtere Karten zu ziehen.

Der Referent riet den Teilnehmern der Infoveranstaltung, sachlich und fachlich fundiert auf verschiedenen Ebenen gegen die konkreten Planungen vorzugehen, eventuell eine Petition zu starten und alle Möglichkeiten zu nutzen, den 6 plus 2-Ausbau im Bewertungsverfahren zum Bundesverkehrswegeplan nach unten zu ranken. mc

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