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Leserbrief zum Artikel "Für sechsspurigen Autobahn-Ausbau - Junge Union informiert sich bei Autobahndirektion Südbayern" (Traunsteiner Tagblatt)

Traunsteiner Tagblatt am 31.Juli 2009

Nach einem Besuch bei der Behörde, die den Ausbau plant, sind Vertreter des Kreisverbandes  Traunstein der JU der Meinung, dass nur ein Vollausbau der A 8 sinnvoll sei, denn nur er garantiere Anwohnern und Natur bestmöglichen Schutz und Steuergelder würden sinnvoll und effizient eingesetzt. Es ist bedenklich, wenn Nachwuchspolitiker solche Aussagen, die die Handschrift der Mutterpartei tragen, offensichtlich kritiklos übernehmen. Denn einen Ausbau einer Autobahn, noch dazu einen in überdimensionierten Ausmaßen, zu einer Menschen- und Naturschutzmaßnahme zu erklären und zu behaupten Steuergelder seien dabei sinnvoll eingesetzt ist eine Umkehrung der Tatsachen. Es ist befremdlich, wenn sie wirklich  der Meinung sein sollten, dass der Tourismus große Straßen benötigt, obwohl allmählich bekannt sein dürfte, dass Lärmprobleme, Schadstoffbelastungen der Luft und andere Umweltprobleme von den Urlaubern zunehmend wahrgenommen werden und die Entscheidung für oder gegen ein Urlaubsziel maßgeblich beeinflussen. Eines muss auch klar sein: ein Großteil des Verkehrs ist eine Flucht aus menschenfeindlichen Lebensräumen. Man sollte es sich gut überlegen, wohin man ein Tourismusgebiet entwickeln will. 
Es ist erstaunlich, dass junge Menschen, die sich politisch engagieren nicht erkennen, dass die Nahversorgung, kleine und mittlere Betriebe und auch unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft kaum etwas von Hochgeschwindigkeitsstraßen haben. Davon profitieren Großkonzerne, die die Kleinen nach und nach schlucken. Die Kleinen bieten aber den Großteil der Arbeits- und Ausbildungssplätze.
Gründe für das massive Anwachsen des Straßengüterverkehrs sind u.a. das Kassieren von Exportprämien und das Sparen von Lagerkosten durch das Just-in-time-System. Noch ist der Gütertransport auf der Straße billig, weil 80-90% der Kosten, die der LKW-Verkehr verursacht bislang die Steuerzahler finanzieren. Lange kann dieser Zustand aber nicht mehr aufrechterhalten werden. Es ist höchste Zeit, dass die Verursacher auch für diese Kosten aufkommen. Wenn dann auch die Erdölpreise wieder kräftig anziehen, wird eine weitere Weichenstellung zu Gunsten des Straßenverkehrs fatale Folgen für die Wirtschaft haben. Junge Menschen, die später vielleicht einmal in der Politik Verantwortung übernehmen wollen, sollten auch mit Menschen diskutieren, die einem 6+2 Ausbau kritisch gegenüberstehen und 
sie sollten sich mit Aussagen, wie jenen von Prof. Knoflacher, Verkehrsplaner an der TU Wien, auseinandersetzen: „Zwischenzeitlich hat man auch immer mehr Beispiele, dass trotz wirtschaftlichen Wohlstandes, oder gerade deswegen, die Autoverkehrsmenge reduziert werden kann. Dies trifft v.a. auf städtische Gebiete zu, während im ländlichen Bereich die archaische Mystik des Verkehrswesens mit den Prognosen (vom steigenden Verkehr, eig. Anm.) noch ihre Urständ feiert.
Die Zukunft liegt dort, wo sie schon immer lag – in höherer geistiger Mobilität, daraus resultierender Weitsicht und einem Verantwortungsbewusstsein, das räumlich und zeitlich weiter reicht als die Sicht über die Motorhaube.“

Marlis Neuhierl-Huber

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